Gemeinsam backen

vom 12.01.2023

Ein Aktivierungsangebot des Tageszentrums für Alterspsychiatrie

Das gemeinsame Backen von Kuchen oder Guetzli fördert bei unseren Tagesgästen nicht nur das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, sondern bietet noch eine Vielzahl weiterer therapeutischer Nutzen. Das Angebot findet wöchentlich am Freitagmorgen statt und die dabei produzierten Backwaren werden nachmittags im «Kennenlern-Kaffi» den Interessentinnen und Interessenten serviert, welche für einen «Schnupper-Besuch» in unserem Tageszentrum vorbeikommen.

Lesen Sie im Folgenden, wie die Teilnehmenden der Backgruppe lernen, sich auf vergnügliche Art mit alltagsnahen Schwierigkeiten auseinanderzusetzen und dabei das Wiedererlangen von beeinträchtigten oder bereits verlorenen Fertigkeiten gefördert wird.

Warum gemeinsam backen?

Wer schätzt nicht den Duft eines frisch gebackenen Kuchens? Bei Vielen von uns werden Erinnerungen an gemütliche Kaffeerunden, an Geburtstagsfeiern oder andere Feste hervorgerufen. Ältere Menschen verbinden damit die Erinnerung an einen besonderen Genuss, der einem nur am Sonntag oder an einem Feiertag vergönnt war. Diese Empfindungen unterscheiden das Backen vom Kochen, welches für die meisten Menschen zur alltäglichen Routine gehört. Auch bei Menschen, bei welchen eine abbauende Entwicklung des Gehirns eingesetzt hat, bleiben die positiven Wahrnehmungen im Zusammenhang mit dem Backen nachweislich erhalten.

Doch abgesehen davon bietet das Backen auch in therapeutischer Hinsicht viel: Das Kneten oder Auswalzen eines Teigs fördert die feinmotorischen Fähigkeiten und kann aufgrund der langsamen, gleichförmig ablaufenden Bewegung auch von Menschen mit einer degenerativen Gehirnentwicklung ausgeführt werden. Zudem werden dabei wichtige Wahrnehmungsfähigkeiten wie der Geruchs-, Geschmacks- und Tastsinn gefördert. Können die Teilnehmenden zudem noch ihr Wissen aus früheren Zeiten einbringen, stärkt dies das Selbstwertgefühl enorm. Wenn dann schlussendlich der fertig gebackene Kuchen oder eine Schale feiner Guetzli auf dem Tisch steht, trägt das Erfolgserlebnis viel zur Steigerung des Selbstvertrauens und des Wir-Gefühls innerhalb der Gruppe bei. Ein nicht zu unterschätzender Effekt ist auch die Förderung der zeitlichen Orientierung bei den Teilnehmenden, wenn die gebackenen Produkte zur Jahreszeit passen, also etwa im Frühling die Rhabarberwähe, im Herbst der Kürbiskuchen und im Advent die Weihnachtsguetzli auf dem Programm stehen.

Wie läuft ein Morgen in der Backgruppe ab?

Dieses Aktivierungsangebot findet in der Regel einmal pro Woche statt. Ideal ist eine Teilnehmerzahl von 5 bis 8 Tagesgästen. Wenn diese Grösse deutlich überschritten wird, teilen wir die Tagesgäste in zwei Gruppen auf, um eine individuelle Betreuung sicherzustellen. Eine Gruppenteilung ist ebenfalls notwendig, wenn das mentale Leistungsniveau innerhalb der Gruppe stark variiert. Die Vorbereitungen starten meist schon am Vortag, wenn die Gruppe die Einkaufsliste zusammenstellt und die erforderlichen Zutaten in den Läden besorgt werden. Geeignete saisonale Rezepte werden von der Gruppenleiterin vorgeschlagen, die darauf achtet, dass die Rezepte den Teilnehmenden bekannt sind. Bei all diesen Vorbereitungen und natürlich auch beim Backen selbst wird sehr viel Wert auf einen freundschaftlichen Umgang unter den Teilnehmenden gelegt.

Am eigentlichen Backtag gilt das Ziel, dass die Teilnehmenden möglichst alle Schritte selbst durchführen sollen, auch wenn dies aufgrund der körperlichen Einschränkungen mühselig ist und länger dauert. Die Gruppenleitung greift nur dann helfend ein, wenn es notwendig ist. Damit verfolgen wir die Vorgaben der aktivierenden Pflege. Die Gruppenleitung selbst liegt in der Hand von erfahrenen Pflegekräften und Aktivierungsmitarbeitenden, die neben ausgewiesenen kommunikativen und hauswirtschaftlichen Fähigkeiten über die erforderlichen Kenntnisse bei alterspsychiatrischen Krankheitsbildern verfügen.

Bei allem Tun hat der spielerische Faktor Vorrang vor ästhetischen Ansprüchen. Es ist nicht schlimm, wenn Guetzli nicht rund sind oder der Teig ungleichmässig dick ist. Die Backgruppe soll in erster Linie Spass machen und nicht zur belastenden Pflicht für die Teilnehmenden werden. Die zubereiteten Backwaren jeweils am Nachmittag im «Kennenlern-Kaffi» serviert, bei dem neue Interessenten unverbindlich zu einem «Schnupper-Besuch» in unserem Tageszentrum vorbeikommen können. Fallen dann lobende Worte über die aufgetischten Backwaren, bedeutet dies natürlich ein zusätzliches Erfolgserlebnis für deren Erschafferinnen und Erschaffer.

 

Alterszentrum Haus Tabea
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