Haus Tabea ermöglicht Inklusion
Seniorenbetreuer - neue integrative Arbeitsplätze im Haus Tabea
Seit August 2021 arbeiten Simon und Faith in der Seniorenbetreuung im Alterszentrum Haus Tabea. Das Haus Tabea hat zwei integrative Arbeitsplätze für Seniorenbetreuer geschaffen und unterstützt die beiden bei der Integration in den ersten Arbeitsmarkt. Begleitet werden Simon und Faith durch die Job-Coaches der Stiftung Bühl, Wädenswil. Nach den ersten vier Monaten ziehen die Verantwortlichen Bilanz und berichten mit Begeisterung von der Win-Win Situation für alle Beteiligten.
Das Haus Tabea hat in der Vergangenheit bereits Erfahrung mit integrativen Arbeitsplätzen gesammelt, indem Menschen, welche eine Wiedereinstiegsmöglichkeit in die Arbeitswelten suchten, dies durch Praktika, die auch zu Festanstellungen führten, ermöglicht wurde. Dies hat sich bis nach Wädenswil zur Stiftung Bühl herumgesprochen. Und so kam es, dass die Stiftung Bühl das Haus Tabea anfragte, ob Interesse bestünde, ausgebildete Praktiker/in PrA Seniorenbetreuung anzustellen. Die Seniorenbetreuer unterstützen Seniorinnen und Senioren in ihrem Alltag und entlasten das Pflegepersonal, indem sie viele kleinere aber wichtige Aufgaben auf den Stationen übernehmen. Das vorgestellte Konzept der Seniorenbetreuer überzeugte und das Haus Tabea entschied sich, gleich zwei Arbeitsplätze zu schaffen.
Über die praktische Ausbildung Seniorenbetreuung
Die Praktische Ausbildung, kurz PrA genannt, ist eine national organisierte zweijährige Lehre unterhalb der zweijährigen beruflichen Grundbildung mit eidg. Berufsattest (EBA). Die PrA ermöglicht Jugendlichen mit besonderem Unterstützungsbedarf den Einstieg in eine berufliche Grundbildung mit eidg. Berufsattest (EBA) oder in eine Anstellung mit oder ohne IV-Rente. PRA-Lernende erhalten wie andere Lernende die Chance, einen Beruf zu erlernen und eine berufliche Identität zu entwickeln. Sie durchlaufen ein individuell anpassbares Ausbildungsprogramm, das ausgewählte Kompetenzen des EBA-Bildungsplans umfasst. Unter individueller und professioneller Begleitung lernen sie, einfache praktische Tätigkeiten selbständig auszuführen, für die auf dem Arbeitsmarkt eine Nachfrage besteht.Heute gibt es über 80 PrA-Berufe, zum Beispiel die PrA Küche oder PrA Schreinerei. So auch die PrA Seniorenbetreuung. Das Ausbildungsprogramm der PrA Seniorenbetreuung befindet sich noch im Pilot und ist in enger Anlehnung an den Bildungsplan für Assistentin Gesundheit und Soziales EBA entwickelt worden. Träger der PrA ist INSOS Schweiz, der nationale Branchenverband der Institutionen für Menschen mit Behinderung. Quelle: www.insos.ch/ausbildung-pra/
Der Tabea-Arbeitsalltag eines Seniorenbetreuers
«Zu Beginn war es wichtig, klare und strukturierte Tagesabläufe zu schaffen», sagt Karin Lang (Pflegeexpertin, MAS Gerontologie), Verantwortliche für die Seniorenbetreuer im Haus Tabea. So erledigen Faith und Simon vormittags, hauswirtschaftliche Aufgaben, wie das Einsammeln und Verteilen von Wäsche und Beziehen von Betten. Zusätzlich unterstützen sie die Bewohnenden im Alltag, zum Beispiel durch gemeinsames Ordnung schaffen im persönlichen Kleiderschrank oder bei der Pflege der Zimmerpflanzen. Im Weiteren erledigen die Seniorenbetreuer kleinere aber wichtige Aufgaben auf der Station, wie zum Beispiel das Auffüllen der Materialschränke, die Reinigung der Rollatoren oder das Aufräumen des Stationszimmers. Am Nachmittag sind Faith und Simon in der Aktivierung tätig. Sie unterstützen die Bewohnenden bei ihren Tagesaktivitäten, begleiten sie zu Terminen, oder begleiten das eigenständige Essen und Trinken. Auch selbständige Aktivitäten führen die Seniorenbetreuer mit den Bewohnenden durch, wie zum Beispiel vorlesen, singen, Spaziergänge oder Spiel- und Bastelnachmittage.
«Nebst den strukturierten Tagesabläufen war es wichtig, die Kompetenzen von Faith und Simon zu erkennen», erzählt Karin Lang. Ihre Fähigkeiten zu fördern und sie dann ihren Stärken entsprechend einzusetzen, hat sich als Schlüssel für eine gelungene Integration bewährt. So hat sich zum Beispiel herausgestellt, dass Faith sehr gut für die Einzelbetreuung der Bewohnenden geeignet ist und Simon über sich hinauswächst, wenn er Gesellschaftsspiele in der Gruppe durchführen kann.
Begleitung durch Job-Coaches
Simon und Faith werden durch die Job-Coaches der Stiftung Bühl betreut. Die Stiftung Bühl setzt sich dafür ein, dass Kinder und Jugendliche mit geistiger Behinderung oder Lernbehinderung ein möglichst selbstbestimmtes Leben führen können. Die Job-Coaches stehen im regelmässigen Austausch mit den Seniorenbetreuern, sei es per Telefon, E-Mail oder per WhatsApp. Auch persönliche Besuche vor Ort finden bei Bedarf statt und die Job-Coaches unterstützen sowohl Simon und Faith, als auch das Haus Tabea individuell bei Anliegen und Fragen.
WIN-WIN für Alle
Durch ihre Arbeit als Seniorenbetreuer im Haus Tabea erhalten Faith und Simon die Möglichkeit, im ersten Arbeitsmarkt zu arbeiten und sich dabei voll zu integrieren. Das tägliche «zur Arbeit gehen» schafft Struktur in ihrem Alltag. Sie erfahren Anerkennung und Wertschätzung und können durch die Erledigung ihrer Arbeit einen wertvollen Beitrag in der Gesellschaft leisten. Für die Bewohnenden sind die Seniorenbetreuer eine Bereicherung. Es steht der zwischenmenschliche Aspekt im Kontakt mit den Bewohnenden im Vordergrund. Sie schenken den Bewohnenden Zeit und Aufmerksamkeit. Durch Gruppenaktivitäten oder Spaziergänge fördern sie den sozialen Kontakt der Bewohnenden untereinander. Und auch für das Haus Tabea sind die Seniorenbetreuer eine Bereicherung. Nebst der wichtigen Entlastung des Pflegepersonals schaffen sie eine fröhliche Atmosphäre und bringen Abwechslung und Leben ins Haus. Zusammenfassend sind die integrativen Arbeitsplätze der Seniorenbetreuer ein Gewinn für alle Beteiligten und zeigen das Inklusion gelingen kann.
Portraits
Kurzportrait Simon
Der 20-jährige Simon ist seit August 2021 als Seniorenbetreuer im Haus Tabea tätig. Nach seiner obligatorischen Schulzeit im Kanton Zug, absolvierte er die Ausbildung zum Praktiker Seniorenbetreuung PrA im Tertianum Etzelgut in Zürich-Wollishofen. In seiner Freizeit steht Unihockey, Schwimmen und gemeinsame Zugreisen mit seiner Familie auf dem Programm.
Wir haben Simon gefragt, wie es ihm Haus Tabea gefällt und was er an seiner Arbeit mag.
Wie gefällt es dir im Haus Tabea?
Mir gefällt meine Arbeit im Haus Tabea sehr gut. Auch mag ich die gemeinsamen Pausen mit meinen Arbeitskollegen, wir haben einen guten Draht zueinander.
Welche Aufgaben bereiten dir am meisten Freude?
Am liebsten führe ich selbständige Spielnachmittage mit den Bewohnenden durch. Dabei informiere ich die Bewohnenden vormittags, welche Spiele am Nachmittag geplant sind und um welche Uhrzeit es losgeht. Aber auch andere Aufgaben, wie das beziehen von frischer Bettwäsche, das auffüllen von Flaschen oder das hinunter bringen vom Geschirrwagen gefällt mir gut. Mir bereiten alle Aufgaben Freude. Ich mag es nur nicht, wenn zu viele Aufgaben aufs Mal kommen.
Was hast du neues gelernt seit du im Haus Tabea arbeitest?
Ich habe gelernt aktiv zu Fragen, wenn mir etwas unklar ist. Da habe ich mich bis anhin nicht so getraut. Auch das durchführen von selbständigen Aktivitäten mit Bewohnenden ist etwas Neues für mich.
Kurzportrait Faith
Die 20-jährige Faith arbeitet seit August 2021 als Seniorenbetreuerin im Haus Tabea. Ihre obligatorische Schulzeit verbrachte sie in Glattbrugg und Zürich. Nach dem 10. Schuljahr konnte Faith ein einjähriges Praktikum im Almacasa Friesenberg in Zürich antreten, wo sie anschliessend die Ausbildung zum Praktiker Seniorenbetreuung PrA machen konnte. Nebst Deutsch und Englisch, spricht Faith mit ghanaischen Wurzeln auch Twi. In ihrer Freizeit ist sie gerne draussen und geht oft spazieren.
Wir haben Faith gefragt, wie es ihr Haus Tabea gefällt und was sie an ihrer Arbeit mag.
Wie gefällt es dir im Haus Tabea?
Mir gefällt es gut im Haus Tabea, ich fühle mich wohl. Mir gefällt die Kollegialität untereinander.
Welche Aufgaben bereiten dir am meisten Freude?
Am liebsten besuche ich die Bewohnenden auf ihrem Zimmer und verbringe Zeit mit ihnen.
Was hast du neues gelernt seit du im Haus Tabea arbeitest?
Ich habe die Lebensgewohnheiten der Bewohnenden kennengelernt und weiss, zum Beispiel ab wann ich zu wem ins Zimmer gehen darf. Ich bin offener geworden, nicht mehr so schüchtern.
PS: Mehr Informationen über die Ausbildungsmöglichkeiten für junge Menschen mit geistiger Behinderung oder Lernbehinderung in der Stiftung Bühl erfahren Sie unter www.stiftung-buehl.ch